Mythos Mobile

Mehr als sieben Jahre nach dem Erscheinen des ersten Apple iPhones, so heißt es, hat sich die Nutzung des Internets ein weiteres Mal revolutioniert. Eines ist sicher: Die Beliebtheit von Smartphones und Tablets ist innerhalb kurzer Zeit in die Höhe geschnellt und damit hat sich auch das Design und die Entwicklung von Webseiten dramatisch geändert.
Längst ist die Zeit vergessen, in der Webseiten nur für Desktop Browser optimiert wurden: Mobile Site, Responsive Webdesign, Device Awareness und Cross Device sind die Wörter, die in aller Munde sind. Was bedeutet „Mobile“ eigentlich? Egal ob ein Relaunch Ihrer Seite bevorsteht, die nächste Online Kampagne oder neue Landing Pages geplant sind oder aber die Content Strategie Ihrer Seite neu überdacht werden soll: Dieser kurze Artikel soll Licht in den „Mythos Mobile“ bringen. Ist der Begriff „Mobile“ definiert? Leider nicht. Wir haben diesen Begriff mittlerweile gelernt und akzeptiert: Die meisten würden sagen, „Mobile“ sind Geräte, die man mobil bei sich führt und mit denen man Internetdienste nutzen kann. Sind dann Netbooks und iPods auch Mobile Devices? Barbara Ballard, Autorin des Buches „Designing the Mobile User Experience“ beantwortet diese Frage sehr treffend: “Fundamentally, ‘mobile’ refers to the user, and not the device or the application.” Mobile User Experience bedeutet die Erfahrung, wie der Benutzer an jedem beliebigen Ort und zu jeder Zeit das Internet nutzen kann. Der wesentliche Faktor überhaupt, der den Begriff Mobile definieren sollte, ist der Benutzer – und nicht das Gerät, das er benutzt. Das führt uns zu der Schlussfolgerung, dass der Kontext des Benutzers wichtiger ist, als das Gerät selbst. Einer Studie zufolge erzeugt die Facebook App inzwischen 80% des gesamten Traffics von Facebook. Über 70% der Amerikaner benutzen Ihr Smartphone im Badezimmer. Davon auszugehen, dass Smartphones nur der Wartezeitüberbrückung beim Arzt oder in der U-Bahn dienen, oder eine Reduzierung des Inhalts die Lösung der Probleme darstellt, wäre fatal. Relevant ist die Tatsache, dass Benutzer durchaus bereit sind – ob auf dem Sofa oder im Café – mit ihren „Mobile Devices“ mehr als nur das Wetter abzurufen oder ihre E-Mails zu checken. Ein Blick in das eigene Webanalyse Tool sollte reichen, um festzustellen, dass mobile Endgeräte den Internetkonsum deutlich vorantreiben. Statt herauszufinden, was der Benutzer auf dem mobilen Gerät tun möchte, sollte man eher davon ausgehen, dass er alles tun möchte, was er auf dem Desktop auch gewohnt ist. Dabei sollten die technischen Einschränkungen des Gerätes berücksichtigt werden – nicht umgekehrt. Schon zu guten alten Desktop Zeiten war es nicht einfach, eine Seite für alle Geräte zu optimieren. Waren es die unterschiedlichen Auflösungen, Internetgeschwindigkeiten, Betriebssysteme oder Browser, so kommen heute noch eine Vielzahl an Faktoren und Varianten hinzu. Trotzdem scheinen häufig iOS-basierte Geräte einzig relevant zu sein, wenn es um den Begriff „Mobile“ geht. Häufig vergessen wir, dass Google mit dem Betriebssystem Android in 2014 einen Marktanteil von 84,7% hat, Apple hingegen 11,7% und das Windows Phone 7,4%*. Wenn es um das Thema Bildschirmgröße geht, gehört nicht erst seit Einführung des Retina-Displays das Thema „Pixel Density“ auf die Agenda eines Webentwicklers. Auch die Verbreitung unterschiedlicher Browser auf den „Mobile“ Devices gilt es zu berücksichtigen: Opera Mobile, Opera Mini, Safari, Chrome, Dolphin, Internet Explorer Mobile, Mozilla Firefox, Skyfire, um nur Einige zu nennen. Art des Gerätes (Smartphone, Tablet, PDA, MP3-Player, Game-Console), Auflösung und Pixel Density, Ausrichtung (Landscape oder Portrait) und der Browser sind Faktoren, mit denen man sich im Bereich „Mobile“ auseinander setzen muss. Inhalte zu reduzieren würde Designern und Entwicklern eine Menge Arbeit ersparen. Ist es aber das, was die Besucher der Seite zufrieden stellt? Funktionen und Inhalte, die der Besucher erwartet, auf einer für mobile Geräte optimierten Seite nicht zur Verfügung zu stellen, kann durchaus dazu führen, dass er frustriert die Seite verlässt und sich woanders umsieht. It’s the user not the device Nochmal: Der Besucher steht im Vordergrund. Wenn in der mobilen Variante weniger Funktionen oder Content vorhanden sind, gibt es weniger Potential, um das Produkt zu verkaufen. Der Fokus sollte also darauf gerichtet sein, die Funktionen und Inhalte, die auch auf dem Desktop zur Verfügung stehen, mit der besten User Experience auch auf mobilen Devices zur Verfügung zu stellen, nicht sie einzuschränken. Es mag offensichtlich sein, dass einige Funktionen oder Inhalte nicht notwendig scheinen. Dies aber ohne entsprechende Tests und Interaktion mit den Besuchern aus dem „gesunden Menschenverstand“ abzuleiten, ist falsch. Eine interessante Aussage des Autors des Buches „Responsive Design Workflow“, Stephen Hay, unterstreicht das Paradigma, wie wir mit mobilen Devices umgehen sollten: “There is no Mobile Web. There is only The Web, which we view in different ways. There is also no Desktop Web. Or Tablet Web. Thank you.” „Mobile“ darf nicht isoliert betrachtet werden. Es ist vielmehr die User Experience, die wir als Designer und Entwickler betrachten müssen. Dabei steht eins im Vordergrund: Der Inhalt, der den Besucher interessiert. Sich also der Ziele (Leads/Conversion, etc.) bewusst zu sein und die Content Strategie konsequent zu verfolgen, ist der Schlüssel für erfolgreiche Seiten, die auf allen Geräten ein- und dieselbe User Experience bieten sollten. „Responsive Webdesign“ begegnet den angesprochenen technischen Herausforderungen. Auf dessen Paradigma wollen wir im Rahmen unseres nächsten Newsletters näher eingehen. *Quelle: BusinessWire