Das MUM Update: Der neue „KI Meilenstein“ von Google?

Google ist die zentrale Suchmaschine unserer Zeit. Dabei sind viele Suchanfragen wie: „Wie wird das Wetter heute?“ sehr einfach zu beantworten. Knifflig wird es dann, wenn man seine Frage nicht genau formulieren kann oder der richtige Suchbegriff fehlt. Beispielsweise, wenn das Fahrrad kaputt ist und man nur erkennen kann, dass irgendwas an der Gangschaltung defekt ist. Hier ist ein Experte gefragt und genau diese Rolle könnte Google mit dem MUM Update übernehmen.

Was macht das MUM Update so spannend?

Bereits im Mai 2021 hatte Googles Vice President Search Pandu Nayak das MUM Update von Google angekündigt. Demnach soll sich die Verarbeitung und Bereitstellung von Informationen der Googlesuche grundlegend ändern. Welche Änderungen beinhaltet das MUM Update? Und was noch viel interessanter ist: wie müssen sich Website-Betreiber aufstellen, damit sie für das Update gerüstet sind?
Alle Informationen rund um das Update und die konkreten Handlungsempfehlungen haben unsere SEO-Experten Patrick Behn und Alena Beutler-Thönes zusammengetragen.

Was ist das MUM Update?

MUM steht für „Multitask Unified Model“ – und soll früher als zuvor angekündigt bereits im Q1 2022 ausgerollt werden. MUM wird die Googlesuche, wie wir sie kennen, nachhaltig verändern und die Grenzen zwischen Bildersuche, Textsuche sowie Video und Sprache aufheben und somit die multidimensionale Suche etablieren. Neben dem „redesign“ der Google Suchergebnisseite und der Auflösung der Trennung der einzelnen Googlebereiche wurden außerdem neue SERP Elemente wie „Things to know“, „Quellencheck“ oder „refine & rebroaden“ angekündigt.[1]

Das übergeordnete Ziel von MUM ist es, Sprachbarrieren abzubauen und Informationen über Sprachen und medialer Darstellungsform (Text, Bild, Video) hinweg zusammen zu führen. Dies wird sich auf drei Ebenen zeigen:

  • Die Suche selbst wird multidimensionaler und es wird möglich sein, Bild, Text und Sprache in einer Suchanfrage zu kombinieren. So kann zukünftig sogar eine Suche getätigt werden, wenn man den Suchbegriff nicht kennt, z.B. indem man ein Foto einer defekten Fahrradkomponente mit der Suchanfrage „wie repariere ich dies“ kombiniert.
  • Genau wie die Suche, werden gleichzeitig auch die die Suchergebnisse multidimensionaler: Es wird vermehrt zu Bild- und Videoelementen auf der klassischen Suchergebnisseite kommen. Die Grenzen lösen sich auf.
  • Das Verständnis der Suchanfragen erreicht ein neues Level. Mit dem letzten Update BERT wurde vor allem das Sprachverständnis im Kontext von Anfragen mit „in die USA“ oder „von den USA nach Deutschland“. Mit MUM wird dies auf eine neue Ebene gehoben.

Google wird Konversationspartner

Mit MUM wird sich das Verständnis der Suchanfragen deutlich verändern. Ein Beispiel: Ein Nutzer hat den Mount Adams bestiegen und will jetzt wissen, wie er sich am besten auf die Besteigung des Mount Fuji im Herbst vorbereiten muss. Für diese komplexe Suchanfrage wären aktuell mehrere Schritte notwendig: beide Berge „ergoogeln“, Klima, Gelände, Anforderungen an Geräte, usw. Würde man einen Wanderexperten fragen, wäre die Frage schneller gelöst. Genau diese Rolle des Konversationspartners soll Google durch MUM perspektivisch übernehmen. Die KI versteht, dass zwei Berge verglichen werden und dass die jeweiligen Höhen eine Rolle spielen können. Im Kontext des Bergsteigens wird das Wort „vorbereiten“ verstanden, was in Zusammenhang mit Kleidung, Ausrüstung und Fitnesstraining gesetzt wird. Sie Suchergebnisse werden entsprechend ausgewählt. Zudem soll es zukünftig möglich sein anschließend die multidimensionale Suche in diesem Kontext zu verwenden und bspw. Wanderstiefel mit der Google Lens zu fotografieren und mit der Suchanfrage „Kann ich diese Stiefel nutzen?“ zu versehen.

Visuelle Shopping Suche

Durch MUM soll sich zukünftig auch der Shopping Bereich bei Google verändern. Mit der Google Lens sollen Produkte auf Fotos erkannt und mit kleinen weißen Punkten klickbar gemacht werden. Passende Shopping Ergebnisse öffnen sich dann am Rand des Bildschirms. Diese Funktion soll für mobil als auch auf dem Desktop verfügbar sein. Wir in Deutschland müssen uns aber noch etwas gedulden, denn dieses Update wird zunächst nur in den USA ausgerollt. Für Unternehmen, die Ladengeschäfte betreiben kommt eine weitere, interessante Funktion hinzu: So soll es künftig eine Option geben, den Lagerbestand von Produkten für Ladenlokale zu pflegen. Dies macht ein gut gepflegtes Unternehmensprofil (ehemalig Google My Business) noch relevanter.

Wie funktioniert MUM?

Die KI von MUM kann Sprache nicht nur in Text, sondern ebenfalls aus Videos, Bildern & Podcasts verstehen und generieren. Genau wie BERT (2019/2020) baut MUM auf Googles Transformer Architecture “T5” auf – ist aber laut Google rund 1.000x stärker und wurde mit dem neuartigen Textkorpus C4 (Colossal Clean Crawled Corpus) trainiert.[2].
Da die KI zudem in 75 Sprachen trainiert wurde, kann sie auch Sprachbarrieren überwinden und Informationen aus anderen Sprachen für das Suchergebnis heranziehen. Im Gegensatz zu BERT, das nur auf einzelne Worte antworten konnte, kann MUM ganze Sätze evaluieren, auf diese antworten und übersetzen.
 

Was bedeutet das MUM Update für SEO?

Dies ist aktuell noch schwer abzusehen. Noch ist unklar, wann das Update ausgerollt wird und ob es – wie die meisten Updates dieser Größenordnung – zunächst die in den USA umgesetzt wird und wann die deutsche Google-Suche nachzieht. Dennoch lassen sich bereits einige Vermutungen und daraus gehend Handlungsempfehlungen für Unternehmen ableiten, die für MUM gerüstet sein wollen:

Mit der Funktion „refine & rebroaden“ verändert sich die Suche bei Google insofern, dass sie deutlich präziser und individueller für die Nutzer wird. So kann eine Suche zu einem bestimmten

Suchbegriff sowohl eingegrenzt, als auch breiter gestaltet werden. Wenn die Ergebnisse einer Suche zu allgemein sind, kann ganz einfach tiefer in ein Thema eingetaucht werden, ohne dabei eine neue Suche zu beginnen. Gleiches Prinzip gilt auch umgekehrt. Wer sich hierfür rüsten will, stellt sicher, dass Themen auf der eigenen Website sowohl in Form von breiten Fragestellungen als auch durch relevante, spezifische und tiefgehende Suchanfragen abgedeckt werden. Wer durch interne Verlinkung zusätzlich eine gute Vernetzung der Seiten sicherstellt, hat alle Weichen gestellt, um möglichst wenig Nutzer zu verlieren. Content ist und bleibt King. [3]

Wer noch nicht auf multidimensionale Websiteinhalte setzt, sollte dies jetzt tun und neben Texten auch gut angereichertes und seo-optimiertes Bild- und Videomaterial sowie Podcasts oder Social Media Inhalte erstellen. Websitebetreiber mit sensiblen Inhalten – besonders im medizinischen- und Nachrichten-Bereich – müssen den kommenden „Quellencheck“ im Blick behalten. Hier sind gut gepflegte Daten in den „Über uns“- sowie „Impressums“-Bereichen der Website sinnvoll.  Auch sollte ein gelegentlicher, manueller Check notwendig sein, da besonders in den ersten Phasen der Umsetzung des Updates gerne Fehler auftreten, die es zu beheben gilt.

Google MUM Update: Fazit

Das MUM Update wird keine plötzliche Revolution sein, sondern eher ein neuer Weg, den Google jetzt langsam einschlägt. Es wird spannend zu sehen, wohin dieser Weg in den nächsten Jahren führt. Unternehmen sollten MUM auf jeden Fall beobachten und sich zeitnah aufstellen, um nicht der Konkurrenz bei ihren relevanten Suchanfragen die top Rankings zu überlassen.

Autoren: Alena Beutler-Thönes und Patrick Behn

Quellennachweise:

[1]blog.google/products/search/introducing-mum/ (18.05.2021)

[2]www.youtube.com/watch (30.09.2021)

[3]www.seokratie.de/google-mum/ (10.12.2021)

Bildnachweis:

www.seokratie.de/google-mum/ (10.12.2021)